Bericht Lesung Auerbach

23. November 2023

Vorlesung von Hans-Herrmann Klare „Auerbach - Eine jüdisch-deutsche Tragödie oder Wie der Antisemitismus den Krieg überlebte“

 

Am 16.11.2023 hatten die 11.Klassen die Möglichkeit, in einer Doppelstunde den Autor Hans-Herrmann Klare und sein Buch „Auerbach – Eine jüdisch-deutsche Tragödie oder Wie der Antisemitismus den Krieg überlebte“ kennenzulernen. Nachdem Luisa Fritsch den 11. Klassen einen kurzen Überblick über das Buch verschaffte und uns Herrn Klare vorstellte, las er einige Passagen seines Buches vor. Dazwischen war es immer wieder möglich, Fragen zum Vorgelesenem zu stellen. Dabei erfuhr man auch einiges über Herrn Klares Motivation, dieses Buch zu schreiben und wie er dabei vorgegangen ist.

Das Buch handelt von Philipp Auerbach, der im Dritten Reich von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt worden war und deshalb ins Exil nach Belgien musste. Jedoch wurde er verhaftet und im Konzentrationslager festgehalten. Er überlebte Ausschwitz und den Todesmarsch nach Buchenwald. In der Nachkriegszeit setze er sich wie kein anderer als Staatskommissar für die rassisch, religiös und politisch Verfolgten in München, also für die Überlebenden des Holocausts in Deutschland, ein. Schließlich geriet er durch seine Arbeit als Präsident des Landesentschädigungsamtes in Konflikt mit der Justiz: Ihm wurden unter anderem die Umleitung von Entschädigungszahlungen und das unrechtmäßige Führen eines Doktortitels vorgeworfen. Diese Vorwürfe führten zu einem Prozess, in dem ehemalige Nationalsozialisten über Auerbach zu Gericht saßen. Das unverhältnismäßig harte Urteil von zweieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von 2700 DM konnte er nicht verkraften bzw. nicht hinnehmen, weshalb er sich noch am Tag der Urteilsverkündung – Mitte August 1952 - das Leben nahm.

Nur zum Vergleich: Franz Rademacher, Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz, war einige Monate zuvor wegen Beihilfe zum Todschlag an 1300 Juden zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt wurden, also nur zu 12 Monaten mehr als Philipp Auerbach.

Den Zuhörern der Lesung wurde bewusst, dass es die „Stunde null“, über die man so viel hört und spricht, nie wirklich gegeben hat. Zusätzlich wurde uns bewusst, wie wenig Einsicht es auf die Seiten der ehemaligen Täter gab und wie viel Macht diese alten Eliten immer noch hatten.

Insgesamt war es äußert interessant, aber auch schockierend, diesen Teil der Geschichte aus dem Blickwinkel eines Juden so nah zu erleben.

Vielen Dank an Herrn Pöhlmann und Luisa Fritsch für die Organisation dieses aufschlussreichen Events.

Tessa Pallas